Frankreich

Eindrücke von der Paris Photo 2021

Paris Photo 2021

Nach einem Jahr Corona-Pause fand dieses Jahr wieder die Messe ParisPhoto statt.
Da das Grand Palais, der bisherige Veranstaltungsort, grundlegend saniert werden muss, erfolgte ein Umzug in einen temporären Bau, das „Grand Palais Ephemere“. Ein durchaus interessantes Gebäude am Marsfeld, gegenüber der Ecole Militaire und damit direkt in der Sichtachse zum Eiffelturm.
Diese spektakuläre Lage kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Bau erheblich kleiner ist, als der alte Veranstaltungsort, was sich in deutlich weniger ausstellenden Galerien widerspiegelte. Zudem war zeitweise doch ein recht dichtes Gedränge, was trotz strenger G2-Regel und konsequenter Eingangskontrolle etwas – nun ja – beunruhigte. Zum Wesentlichen: Was gab es fotografisch zu sehen? Nun, viele der großen Galerien setzten auf die großen und bekannten Namen (deren Arbeiten dann auch mit entsprechenden Preisen verbunden sind). Dennoch macht es natürlich Spaß, Originale etwa von Kertész oder Robert Frank aus einer Distanz zu betrachten, bei der in jedem Museum längst die Alarmsirenen schrillen.
Besonders gut gefallen haben mir die Solo-Shows von Herbert List bei der Galerie Karsten Greve und die Präsentation von Arbeiten von Cy Twombly bei Gargosian. Auch die Arbeiten der Serie „Cut Outs“ von Jessica Backhaus bei der Morat Galerie waren für mich ein Highlight.
Bei den „neueren“ Arbeiten fällt auf, dass ein starker Trend zur Individualisierung der Werke zu beobachten ist. Da werden die Bilder zerschnitten, verkohlt, bestickt, vernäht, auf Metall oder Beton geprintet oder auch mitsamt dem Rahmen zersägt und neu zusammengesetzt. Manchmal durchaus sinnstiftend, manchmal eher nicht. Der schon länger zu beobachtende Trend zu alten Verfahren wie Cyanotypie, Carbondruck etc. ist weiter zu beobachten. Andererseits finden sich viele sehr farbintensive Werke, die ihre Entstehung durch umfangreiche Bildmanipulationen am Rechner geradezu zum Thema machten.
Noch kein starker Trend, aber doch vermehrt werden Arbeiten gezeigt, die sich mit dem Thema Umwelt und Klima beschäftigen. Derzeit scheint das aber im Kunstbereich von etablierten Fotografen wie Salgado oder Burtynsky abgedeckt zu werden.
Sehr beeindruckend waren die Objekt-Arbeiten der Gewinnerin der diesjährigen BMW-Art-and-Culture Residency Almudena Romero. Für „The Pigment Change“ nutzt die Künstlerin photographische Prozesse in lebenden Pflanzen wie etwa die Photosynthese, um etwa auf Blättern und Gräsern fragile fotografische Abbilder erscheinen zu lassen. Eine sehr emotionale und intensive Verbindung von Natur und Fotografie.
Auch außerhalb der Fotomesse gab es in Paris natürlich wieder jede Menge Fotokunst zu sehen, wenn auch die sonst im Carrousel du Louvre parallel stattfindende Messe „FotoFever“ auf das Frühjahr 2022 verschoben wurde. Gerade im Viertel Saint Germain des Pres ist es immer wieder ein Vergnügen, von einer Galerie zur nächsten zu streunen.

ParisPhoto 2015

Paris Photo im Grand Palais, 2014

Paris PHOTO 2014

Gäbe es die ParisPhoto nicht – man müsste sie erfinden. Allein schon, um jedes Jahr im Herbst „ganz dringend“ und selbstverständlich zwingend und „nur der Kunst wegen“ nach Paris zu fahren.
So sind wir – Walter Zettl (Galerie Edition Camos) und ich – also wieder mit dem TGV an die Seine geflitzt. Dringend, zwingend und nur der Kunst wegen. 13. – 16. November. Ok, ich bin gleich am Anreisetag erstmal auf anderen Wegen unterwegs gewesen – ein neues Projekt (über das ich noch nichts verrate) hat mich in der Rolle als Fotograf beschäftigt.
Am Freitag galt unser erster Besuch

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Paul Strand: The Garden at Orgeval

„The artists world is limitless. It can be found anywhere, far from where he lives or a few feet away. It is always at his doorstep.“ – Paul Strand.

Strand-OrgevalPaul Strand (1890 – 1976) ist einer der einflußreichsten amerikanischen Fotografen. 1955 kaufte er gemeinsam mit seiner Frau Hazel ein Haus mit großem Garten in Orgeval in der Nähe von Paris. Hier verbrachte er seine letzten Lebensjahre. Das Buch zeigt seine Bilder dieses Gartens von 1955 bis 1974. Ruhige, unprätentiöse Aufnahmen, ganz im Sinne des obigen Zitats. Wir sehen den Garten in allen Jahreszeiten – zumeist in knappen, symbolhaften Details. Dabei fällt auf,

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Paris im Herbst – Teil 2

Hier der zweite Teil meines ParisPhoto & Co-Berichts.

Im Musee des Arts decoratifs war eine Ausstellung zum Thema Trompe-l’œil. War einerseits etwas enttäuscht, da ich hier mehr zum Thema Malerei und Fotografie erwartet hätte, andererseits aber auch positiv überrascht, wie weit man das Thema auffassen kann (bis hin zum Linoleum-Fußboden mit Holzdielen-Dekor…). Mittags dann Treffen mit befreundeten Fotografen. Am Nachmitag ging’s dann zunächst zur Fotobuch-Messe Off-Print. DSCF0198Im wunderschönen Ambiente der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris (Staatlichen Kunsthochschule) stellten hier etwa 100 Verlage und Herausgeber ihre Produkte aus. Leider war die Halle so überfüllt, dass man kaum an die einzelnen Stände herankam, geschweige denn in Ruhe blättern oder gar mit den Leuten hätte reden können. Daher mein doch recht oberflächlicher Eindruck: ich hatte kaum ein Buch in der Hand bei dem ich sagen würde

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Paris im Herbst 2013

Das klingt ja nun schaon fast wie ein Schnulzenroman „Paris im Herbst 2013“.

Aber „ParisPhoto 2013“ wäre zu ungenau.

Ich habe mich, fast schon nach alter Gewohnheit, zur ParisPhoto mit meinem lieben Galeristen Walter Zettl vom 14. bis zum 17. November in Paris herumgetrieben.

DSCF0139Anreise, wie schon letztes Jahr mit dem TGV – einfach total relaxed. Und am Nachmittag ins Naturhistorische Museum. Das wollte ich schon längst mal sehen und es ist, nun ja, eine Wucht. Topmodern in einem riesigen Gebäude des 19. Jahrhunderts in dem sich selbst eine Karawane aus präparierten Elefanten, Giraffen, Löwen und dutzenden anderen Tieren geradezu winzig ausnimmt. Über der Treppe in den Keller hängt mal eben ein Wal-Skelett… Was mich am meisten beeindruckt hat? Die Galerie der ausgestorbenen und gefährdeten Tiere. Diese vielen Tiere zu sehen, die man NIE mehr lebend sehen wird obwohl sie noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten diesen Planeten bevölkert haben, macht schon sehr traurig, oder betroffen, oder wütend.

Im Untergeschoss war eine große Ausstellung mit Fotografien von Sarah Moon.

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Bericht ParisPhoto 2012

DSCN029515.-18.11.2012 Paris

Wieder auf der ParisPHOTO gewesen. Welche Eindrücke bleiben nach vielleicht 200 Galerien und entsprechend mehr Künstlern?

Zunächst mein Eindruck der „Hauptmesse“ Paris-Photo im Grand Palais: Laut Katalog stellen 151 Galerien aus. Und weniger als die 50.000 Besucher vom letzten Jahr werden es wohl auch nicht gewesen sein.

Ich finde, es werden mehr und mehr nur die „großen Namen“ präsentiert. Viele Vintage-Prints zu erklecklichen Preisen – vielleicht eine Folge der vermutlich erheblichen Standmieten. Natürlich ist es schön,

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William Eggleston – Paris

William Eggleston: “Paris” –  Fondation Cartier, Steidl-Verlag, 2009.

Das Buch ist mir vor einiger Zeit in Wien „zugelaufen“, jetzt hatte ich endlich Zeit, es näher anzuschauen. Um es vorweg zu sagen, ich stehe Eggleston recht zwiespältig gegenüber. Einige seiner Bilder finde ich genial, vieles eher überflüssig. Doch dieses Buch ist einfach ein Traum. Hervorragend ausgestattet – ein schwarzer Leineneinband mit eingesetztem Bild auf der Vorderseite. Schönes, schweres Papier, ein excellenter Druck. Rein haptisch und optisch ein Vergnügen.

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2x Französische Klassiker im Buch: Eugene Atget und Brassai

Eugene Atget – Retrospektive (2007)

Atget (12.2.1857 – 1927) hat über 8000 Negative hinterlassen. Aufgrund des Engagements von Berenice Abott befinden sich erhebliche Teile im MoMA in New York.

Fotografierte Paris in umfangreichen Serien.

Das verschwindende Paris, Details (Schilder…), Kleingewerbetreibende, Schaufenster, …

Diskussion, ob Atget Künstler oder kommerzieller Auftragsfotograf war.

 

Brassai – Paris, Taschen-Verlag

Brassai (1899 -1984)

Fotos von Paris bei Tag und Nacht, Rotlichtmilieu, Grafittis

 

 

ParisPhoto – 2011

DSCN1578Zwei Tage in Paris – ausschließlich der Bilder wegen.

Für Paris – und besonders die Messe ParisPhoto – steht sogar ein Langschläfer wie ich schon mal um 4 Uhr früh auf. Dass sich die Anreise wegen Nebel in Paris und Gleisbauarbeiten bei der RER dann deutlich verzögert, weiß man um 4 zum Glück noch nicht. Steht man dann endlich um 14 Uhr vor dem Grand Palais und sieht die enormen Warteschlangen am Eingang ist man über die vorab via Internet gekauften Tickets mehr als froh (Danke Walter!). Also vorbei an der Schlange (Wartezeit über 1,5 Std.) und rein ins Kunstvergnügen. Alleine der Veranstaltungsort beeindruckt mit seiner filigranen Stahl-Glas-Dachkonstruktion. Aber nicht nur „nach oben“ ist die Messe deutlich luftiger als im Vorjahr. Der Wechsel vom Louvre in das Grand Palais hat sich in jedem Fall gelohnt.

Die ausstellenden 135 Galerien und Verleger stellen eine tour de force durch die Fotokunst von den Anfängen bist zur Gegenwart dar. Wo sonst kann man schon den „alten Meistern“ wie Atget, Sander oder Cartier-Bresson so nahe kommen – und davon träumen eines ihrer Werke mit nach Hause zu nehmen (wenn der Geldbeutel nicht gerade ein Loch hätte). Beeindruckend das bei vielen Galerien präsente Thema der diesjährigen Messe: Afrika. Zumindest von meiner Seite bislang sträflich unterschätzt.

Einfach schön: „Acqua“ – die Sonderausstellung des Hauptsponsors Armani.

Ein eigener Bereich war dem Thema Photobuch gewidmet. Hier stand die Neuauflage des Klassikers von Ed van der Elsken „Love on the Left Bank“ (Dt.: Eine Liebe in Saint Germain des Pres“; 1956) durch den Verlag Markus Schaden im Mittelpunkt. Begleitet wurde sie von einer großen Ausstellungswand mit einer Collage aus Bildern und Texten des Buches.

Generell habe ich den Eindruck, dass die riesenformatigen Alu-Dibond-Bilder deutlich abgenommen haben und wieder mehr Wert auf klassische Rahmung und Passepartouts gelegt werden. Und Schwarzweiß ist alles andere als tot. Zwei persönliche Highlights: die „Last Meal“-Serie von Mat Collishaw und das Zusammentreffen mit William Klein bei seiner Signierstunde an der Galerie Le Réverbère. Nachdem ich vor ein paar Wochen seine Bilder vom Rom der 60er Jahre im Maison européenne de la Photograpie (www.mep-fr.org) gesehen habe, hat das zugehörige Buch nun mit persönlicher Widmung natürlich einen Ehrenplatz.

Am nächsten Tag dann noch zur „nofound_photofair“. Diese Messe präsentierte 43 Galerien und fand zum ersten Mal in einer umgewidmeten Großgarage im Stadtviertel Marais statt.

Im Vergleich zur „großen“ ParisPhoto waren hier sowohl inhaltlich als auch von der Präsentation her überwiegend weniger etablierte und dafür frischere Sichtweisen zu sehen. Auch das Publikum war im Schnitt deutlich jünger. Schön, hier auch eine Münchner Galerie zu finden: die Micheko-Galerie zeigte einige Werkgruppen der von ihr vertretenen Künstler (u.a. Tomohide Ikeya; www.micheko.com )

DIE Entdeckung für mich war aber am Stand gegenüber: die Serie „Timequakes“ von Sabine Pigalle bei der Galerie Louise Alexander. Eine ungeheuer beeindruckende Präsentation von Portraits (beeinflusst von der Malerei des 16. Jhdt. und dem Erdbeben in Japan im März dieses Jahres; www.sabinepigalle.com )

Bei einer Reihe anderer Galerien fühlte man sich eher in eine Freak-Show versetzt. Foto-Kunst ist halt ein weites Feld.

Der Rest des Tages bis zum Abflug stand unter dem Zeichen noch einige Galerien in Saint Germain des Pres zu besuchen. Das Viertel ist so etwas wie das gelobte Land des Photo-Galerie-Flaneurs: etwa 40 Galerien auf engstem Raum (www.photo-saintgermaindespres.com). Mein persönliches Ziel: die Galerie Patrice Trigano. Dort wartete die Ausstellung „Lucien Clergue et les poètes“. Danach passte wirklich kein einziges Bild mehr in meinen Kopf. Abflug. Bis nächstes Jahr.