Bildgestaltung

Es geht endlich wieder los….

Nach langen Monaten, in denen praktisch keine Präsenzworkshops durchgeführt werden konnten, dürfen nun zumindest an der Münchner Volkshochschule wieder Kurse starten.
Natürlich nur mit den gültigen Hygieneregeln, aber das nimmt man gerne in Kauf, um endlich wieder mit Seminarteilnehmern loszuziehen. Im Juli geht es in die Angerlohe, ein verwunschenes Laubwaldgebiet im Münchner Norden. „Waldfotografie“ – klingt einfacher als es ist. Aber nach der Erfahrung des letzten Jahres (ich glaube, es war mein einziges Seminar, das 2020 überhaupt stattfinden konnte), werden uns bestimmt stimmungsvolle Bilder gelingen, denen man nicht ansieht, dass sie unmittelbar vor einer Millionenstadt entstanden sind.
Ende August gibt es dann noch den schon fast traditionellen Kurs zur Architekturfotografie im Seminarhaus der VHS in Buchenried am Starnberger See. Allein schon die angenehme Atmosphäre gemeinsam mit den Teilnehmern anderer Kurse, machen die Buchenrieder Seminare zu etwas besonderem. Ich freu mich drauf.

Architekturfotografie am Starnberger See

Architektur-Fotografie VHS MünchenVom 1. bis 3. September konnte ich einen Architekturworkshop am Starnberger See durchführen. Veranstalter war die Münchner Volkshochschule, die dort das wunderschöne Seminarzentrum „Haus Buchenried“ betreibt. Teilgenommen haben 10 Fotoenthusiasten aus drei Ländern, fünf Frauen und fünf Männer.

Die modernen Seminargebäude gruppieren sich um eine alte klassizistische Villa, dazu kommt im weitläufigen Garten ein Mausoleum vom Anfang des 20. Jahrhunderts und ein Bootshaus direkt am See. Insbesondere die Kombination der von dem Münchner Architekturbüro „Hirner und Riehl“ geschaffenen Seminargebäude mit der Bestandsarchitektur bildete einen ausserordentlich reizvollen Kontrast!

„Intensiver“ Dauerregen stellte die Kursteilnehmer vor ziemliche Herausforderungen – die sie aber mit Bravour meisterten. Jeder ging mit dem Thema auf seine Art um, bei der gemeinsamen Bildbesprechung zeigte sich, wie viele unterschiedliche Sichtweisen sich selbst auf dem relativ übersichtlichen Areal umsetzen lassen.

Für mich als Workshopleiter besonders hervorzuheben: die lockere, kooperative Stimmung in der Gruppe, die zu sehr intensiven, aber immer freundlichen und sachbezogenen Diskussionen führte.

Ein großes Kompliment und Dank an die Gruppe.

Jeff Wall in der Pinakothek der Moderne

Am 4. November hatte ich die Gelegenheit, an einem Preview der Ausstellung von Jeff Wall unter der Leitung der Direktorin und Kuratorin der Photosammlung der PdM Inka Graeve Ingelmann teilzunehmen.

Die Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit vor 2000 und damit (bis auf 1 Werk) auf die Leuchtkästen, die Jeff Wall berühmt gemacht haben.

Weiterlesen»

Wayne Rowe: Zen and the Magic of Photography

Die Kombination „Zen“ und „Fotografie“ veranlassten mich, mir dieses Buch schicken zu lassen.

Leider hat der Inhalt aber dann doch nicht ganz das gehalten, was ich mir versprochen hatte.

Vieles sind eher Gemeinplätze, die zumindes jemand, der sich etwas mit Zen beschäftigt hat keine weitere Erleuchtung bringen:

Ziel des Zen ist es, Satori zu erreichen.

((„Satori ist die Erkenntnis vom universellen Wesen des Daseins, das auch als Urgrund oder Buddha-Natur bezeichnet wird. Es ist das Hauptmotiv des Zen-Buddhismus und kann nur durch persönliche Erfahrung verstanden werden.“ (Wikipedia)))

Das Ziel ist, das Sein, die Gegenwart, das „Ding an sich“ erfassen. Photos, die visuelle Haikus sind.

Der Fotograf sollte mit einem wachen, aber „leeren“ Sinn unterwegs sein. Ohne vorgefasste Ideen, sich völlig der Intuition überlassen.

Sich dem Licht, den Bildern der Wirklichkeit um einen herum öffnen. Das Licht fühlen.

Es folgt ein kleiner Exkurs über Roland Barthes: Studium & Punktum.

„Whether you’re making images, poetry, painting, music or love, you should be totally enraptured by that, by the experience itself. That’s what it is about – the location of subject, it’s about passage of the experience itself, in its wholeness, through you, back into the world, selected out by your native instincts.” Joel Meyerowitz, Cape Light.

Alles in allem ist das Buch aber eine ziemliche Enttäuschung. Weder die Bildbeschreibungen noch die (ohnehin überflüssigen) Exkurse in den Bereich der bewegten Bilder sind besonders erhellend. Die eigenen Bilder des Autors sind oft reichlich schwach und für das Thema eher belanglos. Bis zum Schluss bleibt mir unklar, für wen das Buch gut sein soll. Vielleicht für das Ego des Autors. Kein Vergleich zu  „The Practice of Contemplative Photography“ Andy Karr & Michael Wood.

„The Practice of Contemplative Photography“ Andy Karr & Michael Wood

Draussen regnet es. Sehen wir die Regentropfen, die das Glas herunterlaufen, die Reflexionen in den Pfützen, die bunten Farbtupfer einzelner  Regenschirme – oder sehen wir nur “schlechtes Wetter”? Mit diesen Gedanken beginnt das Buch. Mit den endlosen Möglichkeiten

Weiterlesen»

Zweimal John Szarkoswky

John Szarkowsky (1925-2007) war Kurator am Museum of Modern Art und Fotograf.

„The Photographer’s Eye“ erschien erstmals 1966 und bezieht sich auf eine von Szarkowsky 1964 kuratierte Ausstellung im MoMA. Die Zeitlosigkeit des Inhalts erkennt man vielleicht schon daran, dass 2009 die vierte Auflage erschienen ist. Das Studium der photographischen Form muss – in den Augen des Autors – die „fine art“ Tradition  und die funktionale Tradition als eng voneinander abhängige Aspekte einer einzigen Geschichte betrachten.  Das fundamental neue und andere in der Photographie im Gegensatz zur Malerei zeigt sich in der – leider kaum übersetzbaren – Formulierung „paintings were made but pictures were taken“. Die technisch immer leichter zu handhabende und immer preiswertere Photographie brachte es mit sich, dass auch immer scheinbar(!) belangloseren Dingen und Menschen fotografische Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Erst seit gut 100 Jahren weiß auch der „einfache“ Mensch wie seine persönlichen Vorfahren ausgesehen haben!

Szarkowsky gruppiert die Werke in seinem Buch nicht in zeitlicher Reihenfolge, sondern nach fünf Aspekten, die „die Photographie“ charakterisieren und ein Teil ihres spezifischen Vokabulars darstellen:

  1. „das Ding an sich“
  2. das Detail,
  3. der Ausschnitt
  4. die Zeit
  5. der Aufnahmestandpunkt

Zu 1: die Photographie verändert die Wahrnehmung. Der Fotograf muss nicht nur sein Motiv sehen, er muss sehen, wie sein Motiv auf dem Foto aussehen wird.

Zu 2: Das Foto „erzählt“ keine Geschichte. Es dokumentiert Situationen, deren Zustandekommen der Betrachter mit einer „Geschichte“ erklärt. Indem das Foto Details in den Fokus rückt, weißt es ihnen eine besondere Bedeutung zu, die der Betrachter interpretiert. Wenn Bilder schon nicht als Geschichten gelesen werden können, dann können sie als Symbole gelesen werden.

Zu 3: Der vom Fotografen gewählte Ausschnitt begrenzt die Welt, erzeugt aus dem Kontinuum ein „innen“ und „aussen“. Durch die Wahl des Ausschnitts werden Objekte neu zueinander in Beziehung gesetzt. Für den Fotografen wird die Welt zu einer unendlichen Folge von Ausschnitten (oder Kompositionen).

Zu 4: Es gibt keine „Moment-„Aufnahme. Jedes Foto hat eine endliche (längere oder kürzere) Belichtungszeit. Und es beschreibt nur, was exakt während dieser Zeit geschah. Hierher gehört auch der „entscheidende Moment“ Henry Cartier-Bressons: nicht unbedingt der Höhepunkt einer Situation, sondern der Moment, in dem sich der Fluss aus Formen und Muster zu Balance, Klarheit und Ordnung findet: aus einer Aufnahme wird ein Bild.

Zu 5: Selten kann der Fotograf sein Motiv bewegen, um es ideal aufzunehmen. Meist muss sich der Fotograf bewegen. Er fotografiert von oben, von unten, oft gezwungener maßen zu nah oder zu weit. Dennoch kann er eventuell nicht alles zeigen oder nur aus einer ungünstigen Blickrichtung.

 

„Looking at Photographs“ präsentiert 100 Bilder aus der Sammlung des MoMA. Das Buch begleitete eine Ausstellung von 1973 und ist 2009 in der 8. Auflage erschienen. Das erste Ziel des Buches ist „delection“ wie der Autor im Vorwort schreibt – und diese ist definitiv garantiert. Nicht nur wegen der Bilder aus der gesamten Zeitspanne der Fotografie, sondern auch und besonders wegen der unterhaltsamen, pointierten und informativen Texte, die jedem einzelnen Bild beigestellt sind. So ist das Werk nicht nur eine an den Bildbeispielen festgemachte Kunstgeschichte des Mediums, es ist auch und mehr noch eine Schule des Sehens.