Zwei Tage in Paris – ausschließlich der Bilder wegen.
Für Paris – und besonders die Messe ParisPhoto – steht sogar ein Langschläfer wie ich schon mal um 4 Uhr früh auf. Dass sich die Anreise wegen Nebel in Paris und Gleisbauarbeiten bei der RER dann deutlich verzögert, weiß man um 4 zum Glück noch nicht. Steht man dann endlich um 14 Uhr vor dem Grand Palais und sieht die enormen Warteschlangen am Eingang ist man über die vorab via Internet gekauften Tickets mehr als froh (Danke Walter!). Also vorbei an der Schlange (Wartezeit über 1,5 Std.) und rein ins Kunstvergnügen. Alleine der Veranstaltungsort beeindruckt mit seiner filigranen Stahl-Glas-Dachkonstruktion. Aber nicht nur „nach oben“ ist die Messe deutlich luftiger als im Vorjahr. Der Wechsel vom Louvre in das Grand Palais hat sich in jedem Fall gelohnt.
Die ausstellenden 135 Galerien und Verleger stellen eine tour de force durch die Fotokunst von den Anfängen bist zur Gegenwart dar. Wo sonst kann man schon den „alten Meistern“ wie Atget, Sander oder Cartier-Bresson so nahe kommen – und davon träumen eines ihrer Werke mit nach Hause zu nehmen (wenn der Geldbeutel nicht gerade ein Loch hätte). Beeindruckend das bei vielen Galerien präsente Thema der diesjährigen Messe: Afrika. Zumindest von meiner Seite bislang sträflich unterschätzt.
Einfach schön: „Acqua“ – die Sonderausstellung des Hauptsponsors Armani.
Ein eigener Bereich war dem Thema Photobuch gewidmet. Hier stand die Neuauflage des Klassikers von Ed van der Elsken „Love on the Left Bank“ (Dt.: Eine Liebe in Saint Germain des Pres“; 1956) durch den Verlag Markus Schaden im Mittelpunkt. Begleitet wurde sie von einer großen Ausstellungswand mit einer Collage aus Bildern und Texten des Buches.
Generell habe ich den Eindruck, dass die riesenformatigen Alu-Dibond-Bilder deutlich abgenommen haben und wieder mehr Wert auf klassische Rahmung und Passepartouts gelegt werden. Und Schwarzweiß ist alles andere als tot. Zwei persönliche Highlights: die „Last Meal“-Serie von Mat Collishaw und das Zusammentreffen mit William Klein bei seiner Signierstunde an der Galerie Le Réverbère. Nachdem ich vor ein paar Wochen seine Bilder vom Rom der 60er Jahre im Maison européenne de la Photograpie (www.mep-fr.org) gesehen habe, hat das zugehörige Buch nun mit persönlicher Widmung natürlich einen Ehrenplatz.
Am nächsten Tag dann noch zur „nofound_photofair“. Diese Messe präsentierte 43 Galerien und fand zum ersten Mal in einer umgewidmeten Großgarage im Stadtviertel Marais statt.
Im Vergleich zur „großen“ ParisPhoto waren hier sowohl inhaltlich als auch von der Präsentation her überwiegend weniger etablierte und dafür frischere Sichtweisen zu sehen. Auch das Publikum war im Schnitt deutlich jünger. Schön, hier auch eine Münchner Galerie zu finden: die Micheko-Galerie zeigte einige Werkgruppen der von ihr vertretenen Künstler (u.a. Tomohide Ikeya; www.micheko.com )
DIE Entdeckung für mich war aber am Stand gegenüber: die Serie „Timequakes“ von Sabine Pigalle bei der Galerie Louise Alexander. Eine ungeheuer beeindruckende Präsentation von Portraits (beeinflusst von der Malerei des 16. Jhdt. und dem Erdbeben in Japan im März dieses Jahres; www.sabinepigalle.com )
Bei einer Reihe anderer Galerien fühlte man sich eher in eine Freak-Show versetzt. Foto-Kunst ist halt ein weites Feld.
Der Rest des Tages bis zum Abflug stand unter dem Zeichen noch einige Galerien in Saint Germain des Pres zu besuchen. Das Viertel ist so etwas wie das gelobte Land des Photo-Galerie-Flaneurs: etwa 40 Galerien auf engstem Raum (www.photo-saintgermaindespres.com). Mein persönliches Ziel: die Galerie Patrice Trigano. Dort wartete die Ausstellung „Lucien Clergue et les poètes“. Danach passte wirklich kein einziges Bild mehr in meinen Kopf. Abflug. Bis nächstes Jahr.