15.-18.11.2012 Paris
Wieder auf der ParisPHOTO gewesen. Welche Eindrücke bleiben nach vielleicht 200 Galerien und entsprechend mehr Künstlern?
Zunächst mein Eindruck der „Hauptmesse“ Paris-Photo im Grand Palais: Laut Katalog stellen 151 Galerien aus. Und weniger als die 50.000 Besucher vom letzten Jahr werden es wohl auch nicht gewesen sein.
Ich finde, es werden mehr und mehr nur die „großen Namen“ präsentiert. Viele Vintage-Prints zu erklecklichen Preisen – vielleicht eine Folge der vermutlich erheblichen Standmieten. Natürlich ist es schön,
von den bekannten Fotografen, egal ob Atget oder Stephen Shore Originale zu sehen – nur neue Trends liefert das nicht unbedingt. Zur Präsentation: die ganz großen Formate werden m.E. weiterhin weniger. Alu-Dibond ist hinlänglich bekannt, kaum einer hängt es noch „blank“ an die Wand, es ist zumindest eine Schattenfuge herum. Fast pausenlos finden „Book-Signings“ statt (Martin Parr, William Klein, Joel Sternfield…).
Punktuell mein Highlight: Galerie Robert Klein (Boston) mit zwei Stillleben von Paulette Tavormina (kannte ich zwar schon aus dem Internet, aber Original ist eben Original) und Stills von Jessica Backhaus (dazu ein sehr edler Katalog). Speziell der wunderschön gemachte, signierte Katalog verdient einen Ehrenplatz.
Beim Einlass zur Messe stand eine junge Fotografin vor uns: Irina Popova, eine Russin, die gerade in Amsterdam studiert. Habe mir die Arbeiten auf ihrer Web-Seite angeschaut: ziemlich toughe Reportagen aus russischen Kranken-Arbeitslagern und über Spiritismus in Südamerika. Nicht gerade für unsere Galerie geeignet, aber dennoch sehr bemerkenswert.
Wie letztes Jahr besuchten wir auch wieder die „Nofound-Fotofair“ in der Garage Turenne. Hauptziel hier war die Galerie Wada Garou aus Tokio, da wir mit dieser Galerie nächstes Jahr eine Ausstellung in München planen. Die Kommunikation klappte dank der Englisch-Übersetzung der sehr freundlichen Assistentin sehr gut. So werden wir im Spätfrühjahr die Palladium-Prints von Ryuji Taira ausstellen. Auch die beiden anderen von dieser Galerie präsentierten Künstler beschäftigten sich mit alten Print-Techniken (allgemein ein leichter Trend dieses Jahr).
Insgesamt waren auf dieser Messe wieder Licht und Schatten nah beieinander. Belanglose, teilweise eher geschmacklose Werke aus der Schwulenszene, aber auch ganz tolle Blumen-Stills von Diana Scherer in der Sealevel-Galerie (mit tollem Katalog!). Interessante Werke waren auch auf dem Stand des „Grand Prix de la decouverte“ Wettbewerbs zu sehen.
Ein weiterer Abend war der Messe „Photo Off“ gewidmet. Auch hier ein recht unkonventionelles Ambiente. Ziemlich eng und laut. Einige Galerien mit „afrikanischer“ Fotografie – für mich eher belanglos. Gefallen haben mir Bilder von Clement Jolin (Galerie „Ministry of Nomads“ . Die FAT Galerie präsentierte Pablo de Selva. Nette Idee, ganz kleine Prints für 10,-€ anzubieten. Haben ein Andenken mitgenommen…
Was gab’s noch? Ein Treffen mit dem Fotografen Thomas Jorion. Sehr sympathisch und offen – irgendwie irritierend, wenn man seine Bilder von verfallenden Villen und Industriebauten im Hinterkopf hat. Leider hat ihn uns womöglich eine Berliner Galerie „weggeschnappt“. Mal sehen, seine Bilder waren im Original jedenfalls noch schöner, als in seinem Buch.
Dann noch die vielen Galerien unterwegs…. Bei Thessa Herold ein Blick in die Kapuzinergruft von Palermo (Sophie Zenon)… Sehr gute Bilder von Isabel Munoz (erst am Schluss ist mir eingefallen, dass ich mir von ihr vor vielen Jahren ein Buch mit Tango-Fotos gekauft habe). Tolle Bilder von Afrikanischen und Asiatischen Kampfsportlern von Denis Rouvre, Originale von Carl Strüwe…
Nicht zu vergessen die „großen“ Ausstellungen: Elliot Erwitt in einem wunderschönen alten Theater (und happigen 12,50 € Eintritt) und Manuel Alvarez Bravo im Jeu de Paume (viele Vintages, daher Schummerbeleuchtung – unterm Strich ist hier ein guter Bildband ausnahmsweise eher besser).