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Fotobücher

William Eggleston – Paris

William Eggleston: “Paris” –  Fondation Cartier, Steidl-Verlag, 2009.

Das Buch ist mir vor einiger Zeit in Wien „zugelaufen“, jetzt hatte ich endlich Zeit, es näher anzuschauen. Um es vorweg zu sagen, ich stehe Eggleston recht zwiespältig gegenüber. Einige seiner Bilder finde ich genial, vieles eher überflüssig. Doch dieses Buch ist einfach ein Traum. Hervorragend ausgestattet – ein schwarzer Leineneinband mit eingesetztem Bild auf der Vorderseite. Schönes, schweres Papier, ein excellenter Druck. Rein haptisch und optisch ein Vergnügen.

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Wayne Rowe: Zen and the Magic of Photography

Die Kombination „Zen“ und „Fotografie“ veranlassten mich, mir dieses Buch schicken zu lassen.

Leider hat der Inhalt aber dann doch nicht ganz das gehalten, was ich mir versprochen hatte.

Vieles sind eher Gemeinplätze, die zumindes jemand, der sich etwas mit Zen beschäftigt hat keine weitere Erleuchtung bringen:

Ziel des Zen ist es, Satori zu erreichen.

((„Satori ist die Erkenntnis vom universellen Wesen des Daseins, das auch als Urgrund oder Buddha-Natur bezeichnet wird. Es ist das Hauptmotiv des Zen-Buddhismus und kann nur durch persönliche Erfahrung verstanden werden.“ (Wikipedia)))

Das Ziel ist, das Sein, die Gegenwart, das „Ding an sich“ erfassen. Photos, die visuelle Haikus sind.

Der Fotograf sollte mit einem wachen, aber „leeren“ Sinn unterwegs sein. Ohne vorgefasste Ideen, sich völlig der Intuition überlassen.

Sich dem Licht, den Bildern der Wirklichkeit um einen herum öffnen. Das Licht fühlen.

Es folgt ein kleiner Exkurs über Roland Barthes: Studium & Punktum.

„Whether you’re making images, poetry, painting, music or love, you should be totally enraptured by that, by the experience itself. That’s what it is about – the location of subject, it’s about passage of the experience itself, in its wholeness, through you, back into the world, selected out by your native instincts.” Joel Meyerowitz, Cape Light.

Alles in allem ist das Buch aber eine ziemliche Enttäuschung. Weder die Bildbeschreibungen noch die (ohnehin überflüssigen) Exkurse in den Bereich der bewegten Bilder sind besonders erhellend. Die eigenen Bilder des Autors sind oft reichlich schwach und für das Thema eher belanglos. Bis zum Schluss bleibt mir unklar, für wen das Buch gut sein soll. Vielleicht für das Ego des Autors. Kein Vergleich zu  „The Practice of Contemplative Photography“ Andy Karr & Michael Wood.

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2x Französische Klassiker im Buch: Eugene Atget und Brassai

Eugene Atget – Retrospektive (2007)

Atget (12.2.1857 – 1927) hat über 8000 Negative hinterlassen. Aufgrund des Engagements von Berenice Abott befinden sich erhebliche Teile im MoMA in New York.

Fotografierte Paris in umfangreichen Serien.

Das verschwindende Paris, Details (Schilder…), Kleingewerbetreibende, Schaufenster, …

Diskussion, ob Atget Künstler oder kommerzieller Auftragsfotograf war.

 

Brassai – Paris, Taschen-Verlag

Brassai (1899 -1984)

Fotos von Paris bei Tag und Nacht, Rotlichtmilieu, Grafittis

 

 

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Fotobücher

Joel Sternfeld: Campagna Romana – 1992

Ein Amerikaner in Italien.

Sehr aufwändig gedruckter Bildband.

Landschaften und Menschen überwiegend in den südwestlichen Vororten von Rom – vor allem entlang des Aquädukts und der Via Appia. Ausklapp-Panoramen über bis zu 5 Bilder – von denen oft jedes Teilbild für sich stehen könnte.

 

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„The Practice of Contemplative Photography“ Andy Karr & Michael Wood

Draussen regnet es. Sehen wir die Regentropfen, die das Glas herunterlaufen, die Reflexionen in den Pfützen, die bunten Farbtupfer einzelner  Regenschirme – oder sehen wir nur “schlechtes Wetter”? Mit diesen Gedanken beginnt das Buch. Mit den endlosen Möglichkeiten

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Vivian Maier – Street Photographer

Habe mir nun endlich das Buch über Vivian Maier zugelegt. Was soll man sagen? Beeindruckend. Die Bilder sind wie Geoff Dyer in seinem Vorwort sagt „visuelle Echos“ für uns. Da Vivian Maier zu ihren Lebzeiten keine Bilder publizierte, konnte sie nicht „stilbildend“ wirken. Wir reflektieren ihre Bilder an anderen Zeitgenossen und fragen uns, ob sie von deren Werk wusste.
Aber – egal. Die Bilder haben ihre eigene Qualität und brauchen keine anderen als Referenz. Jedes mal, wenn ich das Buch zur Hand nehme fallen mir neue Dinge auf. Details, Blickwinkel – immer wieder ein Vergnügen.

Hinzugefügt April 2015:
Links zu Vivian Maier:
Vivianmaier.com
artsy.net

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Fotobücher

Zweimal John Szarkoswky

John Szarkowsky (1925-2007) war Kurator am Museum of Modern Art und Fotograf.

„The Photographer’s Eye“ erschien erstmals 1966 und bezieht sich auf eine von Szarkowsky 1964 kuratierte Ausstellung im MoMA. Die Zeitlosigkeit des Inhalts erkennt man vielleicht schon daran, dass 2009 die vierte Auflage erschienen ist. Das Studium der photographischen Form muss – in den Augen des Autors – die „fine art“ Tradition  und die funktionale Tradition als eng voneinander abhängige Aspekte einer einzigen Geschichte betrachten.  Das fundamental neue und andere in der Photographie im Gegensatz zur Malerei zeigt sich in der – leider kaum übersetzbaren – Formulierung „paintings were made but pictures were taken“. Die technisch immer leichter zu handhabende und immer preiswertere Photographie brachte es mit sich, dass auch immer scheinbar(!) belangloseren Dingen und Menschen fotografische Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Erst seit gut 100 Jahren weiß auch der „einfache“ Mensch wie seine persönlichen Vorfahren ausgesehen haben!

Szarkowsky gruppiert die Werke in seinem Buch nicht in zeitlicher Reihenfolge, sondern nach fünf Aspekten, die „die Photographie“ charakterisieren und ein Teil ihres spezifischen Vokabulars darstellen:

  1. „das Ding an sich“
  2. das Detail,
  3. der Ausschnitt
  4. die Zeit
  5. der Aufnahmestandpunkt

Zu 1: die Photographie verändert die Wahrnehmung. Der Fotograf muss nicht nur sein Motiv sehen, er muss sehen, wie sein Motiv auf dem Foto aussehen wird.

Zu 2: Das Foto „erzählt“ keine Geschichte. Es dokumentiert Situationen, deren Zustandekommen der Betrachter mit einer „Geschichte“ erklärt. Indem das Foto Details in den Fokus rückt, weißt es ihnen eine besondere Bedeutung zu, die der Betrachter interpretiert. Wenn Bilder schon nicht als Geschichten gelesen werden können, dann können sie als Symbole gelesen werden.

Zu 3: Der vom Fotografen gewählte Ausschnitt begrenzt die Welt, erzeugt aus dem Kontinuum ein „innen“ und „aussen“. Durch die Wahl des Ausschnitts werden Objekte neu zueinander in Beziehung gesetzt. Für den Fotografen wird die Welt zu einer unendlichen Folge von Ausschnitten (oder Kompositionen).

Zu 4: Es gibt keine „Moment-„Aufnahme. Jedes Foto hat eine endliche (längere oder kürzere) Belichtungszeit. Und es beschreibt nur, was exakt während dieser Zeit geschah. Hierher gehört auch der „entscheidende Moment“ Henry Cartier-Bressons: nicht unbedingt der Höhepunkt einer Situation, sondern der Moment, in dem sich der Fluss aus Formen und Muster zu Balance, Klarheit und Ordnung findet: aus einer Aufnahme wird ein Bild.

Zu 5: Selten kann der Fotograf sein Motiv bewegen, um es ideal aufzunehmen. Meist muss sich der Fotograf bewegen. Er fotografiert von oben, von unten, oft gezwungener maßen zu nah oder zu weit. Dennoch kann er eventuell nicht alles zeigen oder nur aus einer ungünstigen Blickrichtung.

 

„Looking at Photographs“ präsentiert 100 Bilder aus der Sammlung des MoMA. Das Buch begleitete eine Ausstellung von 1973 und ist 2009 in der 8. Auflage erschienen. Das erste Ziel des Buches ist „delection“ wie der Autor im Vorwort schreibt – und diese ist definitiv garantiert. Nicht nur wegen der Bilder aus der gesamten Zeitspanne der Fotografie, sondern auch und besonders wegen der unterhaltsamen, pointierten und informativen Texte, die jedem einzelnen Bild beigestellt sind. So ist das Werk nicht nur eine an den Bildbeispielen festgemachte Kunstgeschichte des Mediums, es ist auch und mehr noch eine Schule des Sehens.

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Ausstellungen

Neapel und der Süden – Pinakothek der Moderne

Bis 26.2.2012 ist in der Neuen Pinakothek noch die Ausstellung „Neapel und der Süden – Fotografien 1846 bis 1900 /Sammlung Siegert“ zu sehen. Wenn man bedenkt, dass die erste Photographie von Niepce im Jahre 1827 angefertigt wurde und das verbesserte Verfahren 1837 von Daguerre  stammt, kann man ermessen, mit welcher Geschwindigkeit das Verfahren sich ausbreitete. Viele verschiedene Methoden kamen zum Einsatz und die Ausstellung bietet dem Phototechnik-Fan einen guten Überblick und unmittelbaren Vergleich. Neapel war damals im touristischen Pflichtprogramm der „Grand Tour“ und die Bilder dienten sehr früh schon als beliebtes Souvenir. Schon damals wurden die gleichen Klischees bedient, die auch heutige Touristen mit dem Süden Italiens verbinden: traumhafte Landschaften, naive Sinnlichkeit, Kleinkriminalität und Spaghetti.

Zur Verbreitung des Klischees dienten häufig inszenierte „Straßenszenen“.

Ganz in der Tradition der Postkartenfotografie steht eine Ansicht des Cafes „Zum Kater Hiddigeigei“(!) auf Capri von Giorgio Sommer (1880). Dieser aus Frankfurt zugezogene Fotograf betrieb eines der wichtigsten Fotostudios in Neapel, von ihm stammt auch der Hauptteil der Exponate.

Für mich viel beeindruckender sind die dokumentarischen Aufnahmen Palermos nach der Einnahme durch die Truppen Garibaldis, eine Bildsequenz vom ausbrechenden Vesuv und schließlich Fotos von den Zerstörungen nach dem Erdbeben 1883 in Casamicciola/Ischia. Ein Schmankerl am Rande: ein Foto der Seilergrotte in Syrakus um 1870 von Giorgio Sommer – fast der gleiche Ausschnitt des selben Motivs ist derzeit zeitgleich nur wenige hundert Meter weiter in der Ausstellung von Renger-Patzsch in der Pinakothek der Moderne zu sehen!

Zur Ausstellung ist ein Katalog beim renommierten Verlag Hatje Cantz erschienen. Leider bringen – trotz anerkannt guter Druckqualität – die Bilder darin den Charme der Originale überhaupt nicht wieder. Man hätte hier auf das glänzende Druckpapier verzichten müssen.

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Fotobücher

Carl Strüwe – Mikrofotografie als Obsession

Über den – ausgesprochen interessanten – Blog von Timm Starl bin ich auf das Buch „Mikrofotografie als Obsession“ über das fotografische Werk von Carl Strüwe aufmerksam geworden. Die von Gottfried Jäger verfasste Arbeit ist ursprünglich seine Dissertation (manchmal merkt man das auch recht deutlich an einer gewissen sprachlichen Sperrigkeit). Andererseits bietet das Buch einen umfassenden Überblick über das Werk Strüwes (1898 – 1988), nicht nur seine Mikrofotografie, sondern auch seine Bilder zum Themenkomplex Hohenstaufen in Italien, seine Reisebilder aus Nordafrika, wie auch seine Grafiken, Zeichnungen und Gemälde.

Faszinierend sind aber vor allem die Mikrofotografien, die der Fotograf selbst auch jenseits der puren Dokumentation sieht und durch seine Betitelung zeigt, dass es ihm um die Darstellung von Wirklichkeiten jenseits des unmittelbaren Sujets geht. Es sind „Urbilder“ – ein Begriff, den der Fotograf selbst immer wieder verwendet. Hier helfen auch die weitergehenden Erläuterungen Gottfried Jägers, der zum einen das Werk des ihm persönlich gut vertrauten Künstlers in einen weiteren Kontext stellt, gleichzeitig aber auch das Ringen des Fotografen um Anerkennung seines Werkes.

Das Bedauern, dass der Band nicht mehr großformatige Abbildungen des Fotografen enthält, wird allerdings mehr als kompensiert durch das vollständige Werksverzeichnis, das alle(!) Bilder, wenn auch nur im Kleinformat, enthält.

 

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Ausstellungen Fotobücher

Über Bäume und Gestein – Albert Renger-Patzsch in der Pinakothek der Moderne

„Über Bäume und Gestein, Albert Renger-Patzsch und Ernst Jünger, Stiftung Ann und Jürgen Wilde“ – Pinakothek der Moderne, bis 26. Februar 2012

Im gleichen Stockwerk der Pinakothek der Moderne dann noch ein Klassiker: Alfred Renger-Patzsch. Die beiden Werkgruppen „Bäume“(1962)  und „Gestein“(1966) hängen so versteckt, dass selbst die Dame an der Infothek erst längere Zeit ihren Raumplan studieren musste, bis sie mir den Weg weisen konnte. Die kleine Suche hat sich aber definitiv gelohnt. Zu sehen sind zu jeder Werkgruppe jeweils etwa ein Dutzend feine Schwarz-Weiß-Prints aus der Sammlung Ann und Jürgen Wilde, begleitet von Dokumenten, etwa Auszügen aus dem regen Schriftwechsel zwischen Renger-Patzsch und dem Schriftsteller Ernst Jünger.

Die beiden Bildserien stellen das Alterswerk des als Industriefotograf der „Neuen Sachlichkeit“ berühmt gewordenen Künstlers dar. Die Serie „Gestein“ erschien 1966 – dem Todesjahr Renger-Patzschs. Es sind kraftvolle Bilder, in denen sich der Fotograf auf die Suche nach dem Wesen „des Baumes“ und „des Gesteins“ macht. Mit einem – vielleicht typisch Deutschen – Ansatz sucht er bei der Gesteinsserie nach möglichst beispielhaften Sedimenten, Metamorphiten, Magmatiten usw. ohne dabei aber den künstlerischen Anspruch aufzugeben. Im besten Sinne dokumentarisch könnten die Bilder ein geologisches Lehrbuch illustrieren – gleichzeitig vermitteln sie aber auch die monumentale und zeitlose Kraft, die von den Sujets ausgeht.

„Das „Gestein“ wird wohl meine letzte größere Arbeit gewesen sein“, schreibt Renger-Patzsch an Ernst Jünger. „In diesen und den „Bäumen“ habe ich gewissermaßen die Summe meiner Existenz gezogen.“

 

Im Nachgang habe ich mir antiquarisch das Originalbuch „Gestein“ gekauft. Eine Augenweide, egal, ob man die Bilder nun mit dem Blick des Geowissenschaftlers betrachtet, oder mit dem des Fotografen. Und der Text von Ernst Jünger gehört zum brillantesten und intelligentesten was ich zu diesem Thema je gelesen habe.