Fluffy Platinum – Ryuji Taira

Ryuji_Taira_TwobutterfliesVom 7. Juni bis zum 7. Juli gibt es in der Münchner Galerie „Edition Camos“ ein besonderes ästhetisches „Schmankerl“ zu sehen: Platin-Palladium-Prints des 53-jährigen japanischen Fotokünstlers Ryuji Taira (www.ryujitaira.com).

Taira‘s Ausstellungstätigkeit fokussiert sich bislang auf Japan und die USA. Dies ist seine erste Ausstellung in Deutschland.

Ryuji Tairas Bilder erscheinen zunächst sehr einfach, reduziert, man könnte sagen „aufgeräumt“. Aber wenn man sich etwas in die filigranen, hauchzarten Bilder versenkt, erkennt man schnell, wie tief sie führen.

So erzählt er selbst: “In meiner Jugend fragte ich mich oft “wo komme ich her, wo gehe ich hin?” Um darauf antworten zu finden bin ich in den Hügeln und Feldern herumgelaufen, habe Blumen gepflückt, Insekten gejagt und Fische aus einem benachbarten Fluss gezogen. Alles habe ich mir angeschaut und mir Gedanken darüber gemacht bis schließlich die Sonne unterging.“

Taira ist ein stiller Beobachter, er liebt die Natur und die Einsamkeit.  Er sagt selbst, dass ihn auf seinen Wanderungen oft gerade die verblühten Pflanzen, die abgestorbenen Insekten faszinierten. Die darin manifeste Vergänglichkeit inspirierte ihn, einen neuen Anfang zu suchen.  Er will die fragile Schönheit der Schöpfung in seinen Platin-Prints im wahrsten Sinne ver-ewigen. Ihrem Leben,  ihrer kurzzeitigen ephemeren Ästhetik zwischen Leben und Tod Bestand verleihen. Im Bild der Geschöpfe einer Bergwiese findet sich der Berg wieder, in den  Lichtern und Schatten seiner manchmal photogramm-artigen Bilder sind Licht und Schatten des Bergwaldes konserviert.

Beobachtung ist in seinen Augen ein recht ungenauer, vieldeutiger Vorgang. Ob und welche Figuren jemand in den Wolken oder im Lichtertanz des Wellenspiels sieht, ist ein Spiegel seines Herzens. Auch das, was der Fotograf letztlich abbildet, ist eine Reflexion seiner inneren Disposition.

Ich zitiere: „Photographie besitzt eine Fähigkeit, die dem Sehen fehlt:  nämlich Bilder hervorzubringen, die aus der Reflexion auf dem Spiegel unseres Herzens entstanden sind.“

„Fotografien sind technisch und physikalisch durch das Licht und die Motive hervorgerufen. Die Lichtführung und die Bildgestaltung sind eine Reflexion aus dem Herzen des Fotografen und diese wiederum ist von vager und interessanter Ungenauigkeit beeinflusst.

Als Künstler erforscht Ryuji Taira mit seinen Werken zunächst also sich selbst, gleichzeitig entstehen dabei Werke die seine Haltung zur ihn umgebenden Welt, ja seine Philosophie transzendieren.

Die Werke zeigen tiefen Respekt vor der Natur, ja fast – wenn der Begriff erlaubt ist – Ehrfurcht. Die Natur ist Schöpferin, aber auch Zerstörerin. Wandel, Veränderung sind charakteristisch. Taira reflektiert aber auch die jedem Augenblick innewohnende Ästhetik. Auch das Vergehen hat seine Ästhetik, seine immanente Schönheit.

Selbst ein verblühter Samenstand eines Löwenzahnes, den der nächste Windhauch für immer wegnehmen wird, ist es Wert, sehr sorgfältig aufgenommen und noch aufwändiger auf edelstes Papier übertragen und mit edelstem Metall bewahrt und betrachtet zu werden. Dabei ist dem Künstler jedes scheinbar noch so nebensächliche Detail wichtig! Sie können mit der Lupe an jedes der Bilder herangehen und werden immer noch mehr Einzelheiten entdecken!

Andererseits bleibt den Bildern immer eine gewisse Leichtigkeit, ja Duftigkeit erhalten. Fast fürchtet man sich, vor den Löwenzahn-Bildern zu atmen um das Arrangement nicht zu zerstören,  auch die Schmetterlinge scheinen sich in einem ewigen Tanz zu befinden.

Die Kunstwerke von Ryuji Taira, ihr emphatischer Blick auf das scheinbar Kleine, Unbedeutende, Vergängliche halten uns auf edelste Art vor Augen, dass Sehen sich lohnt und damit letztlich, dass Leben sich lohnt.