Ein wahrhaft großformatiges Werk, das es derzeit(?) bei Frölich&Kaufmann zu einem schon fast unmoralisch niedrigem Preis gibt (trotz einer Auflage von lediglich 750 Stück). Fester Einband, Leinenrücken und ein fantastischer Druck – so stimmen schon mal die Randbedingungen für ein Schau- und Lesevergnügen. Michael Ruetz versammelt in diesem Band Schwarzweißaufnahmen aus drei Jahrzehnten. Jedes Bild ist mit Aufnahmeort, -Tag und –Zeit betitelt. Den Schwerpunkt bilden Aufnahmen mit der Großbildkamera von Resten der Römischen Aquaedukte oftmals in ihrem modernen städtischem Umfeld. Immer wieder hat Michael Ruetz diese monumentalen Zweckbauten während seiner Romaufenthalte besucht, sie nach vielen Jahren aus oftmals ähnlichen Perspektiven wieder aufgenommen. Ungerührte, stoische Zeugen einstiger Größe, gleichzeitig Referenz für die gesichtslose Architektur die sie häufig umgibt. Unwillkürlich fragt man sich, ob die Moderne nicht häufig schon stärkere Zeichen des Verfalls zeigt, als die römischen Ruinen. Nur selten finden sich schemenhaft einzelne Bewohner dieser Gegenden – verwischt durch die lange Zeit der Belichtung. Der Schatten des Kamerastativs verweist gelegentlich auf die Anwesenheit des Fotografen. Ergänzt werden diese Bilder durch einige Aufnahmen der griechischen Tempel auf Sizilien, sowie einige Bilder der Akropolis in Athen. Während die Bilder aus Sizilien die Reste der Tempel in knappen Ausschnitten, ohne „modernes Beiwerk“ zeigen, herrschen bei den Bildern der Akropolis Fernsichten vor, die den Tempelberg geradezu anthropogen überwuchert und gefangen zwischen Autofriedhöfen und Hochspannungsleitungen zeigen. So ist eines der immer wiederkehrenden Themen von Michael Ruetz, die Zeit, in vielen Schichten in diesen Bildern gegenwärtig.
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