Noch bis 9. Dezember ist im Münchner Amerikahaus die erste Ausstellung mit Bildern von Vivian Maier zu sehen. Gezeigt werden 48 Bilder überwiegend aus den fünfziger und sechziger Jahren.
Die Entdeckung von 100.000 Negativen der Fotografin bei einer Zwangsversteigerung 2007 war eine der großen Sensationen der dokumentarischen Fotografie der letzten Jahrzehnte (siehe z.B. www.vivianmaier.com ). Sie gilt seither als eine der wichtigsten Street-Fotografinnen der USA.
Die Ausstellung im Amerikahaus beginnt mit einem Selbstportrait in New York vom 18. Oktober 1953 (http://www.vivianmaier.com/portfolios/self-portraits/?show=thumbnails&pid=259). Ein starkes Bild mit einer dramatischen Lichtführung, das eine hochkonzentrierte junge Frau zeigt, die sich im Schatten verbirgt.
Die folgenden Bilder sind eine Tour d’horizon durch die Bilderwelt der Fotografin – überwiegend Aufnahmen aus Chicago und New York, aber auch einzelne Bilder von ihren Reisen.
Den Abschluss bilden einige virtuose Farbaufnahmen aus den siebziger Jahren.
Ich fand es äußerst interessant nun selbst einen unmittelbaren Blick auf eine – wenn auch kleine – Auswahl der Bilder Vivian Maiers zu werfen. Hatte man doch bei den vielen Medienberichten oftmals stark den Eindruck, dass hier die Sensation der Entdeckungsgeschichte beinahe wichtiger war als die Bilder selbst.
Und – mein persönlicher Eindruck: die Bilder haben wirklich Kraft, manche gehen direkt ins Herz. Auch wenn einen sicherlich nicht alle Bilder gleichermaßen berühren (meine persönlichen Favoriten: ). Man sieht, hier ist eine Könnerin am Werk (und zwar nicht nur in Schwarz-Weiß), was aber noch viel wichtiger ist, hier fotografiert jemand mit einer Lust am schauen und tiefen Zuneigung zur Welt. Egal ob Reiche oder Arme auf ihren Bildern zu sehen sind: immer sind die Aufnahmen „auf dem Punkt“, aber nie wird jemand lächerlich gemacht oder bloßgestellt. Man verlässt die Ausstellung mit einer guten Grundstimmung – und das ist heute schon viel.
Ach ja – einen Wermutstropfen gibt es doch: man würde so gerne das Buch über Vivian Maier mitnehmen – wenn es denn schon erschienen wäre…
Nachtrag April 2015: Einen schönen Überblick über die Arbeiten von Vivian Maier findet man auch auf Artsy.net