Gäbe es die ParisPhoto nicht – man müsste sie erfinden. Allein schon, um jedes Jahr im Herbst „ganz dringend“ und selbstverständlich zwingend und „nur der Kunst wegen“ nach Paris zu fahren.
So sind wir – Walter Zettl (Galerie Edition Camos) und ich – also wieder mit dem TGV an die Seine geflitzt. Dringend, zwingend und nur der Kunst wegen. 13. – 16. November. Ok, ich bin gleich am Anreisetag erstmal auf anderen Wegen unterwegs gewesen – ein neues Projekt (über das ich noch nichts verrate) hat mich in der Rolle als Fotograf beschäftigt.
Am Freitag galt unser erster Besuch
allerdings zunächst der PhotoFever, der (gar nicht so) kleinen Schwester der ParisPhoto, die traditionell im Carrousel du Louvre stattfand. Hier findet man in der Regel die etwas unbekannteren, aber dafür oft etwas spannenderen Fotografen und Galerien. Und die etwas zivileren Preise. Natürlich ist auch der eine oder andere Klassiker dazwischen – so konnte man Prints von Bert Sterns berühmter Serie von Marilyn Monroe hier deutlich preiswerter erstehen, als auf der ParisPhoto…
Beeindruckend die Stillleben und Inszenierungen der holländischen Fotografin Marie Cecile Thijs bei der Art22 Galerie. Gleich im Eingangsbereich waren großformatige Stillleben von Laure Fauvel zu sehen, die allerdings bei näherer Betrachtung nicht immer das hielten, was sie aus der Ferne versprachen. Zwischendrin ein aus München wohlbekanntes Gesicht: Michele Vitucci und seine Frau von der Micheko Galerie in der Theresienstr. 18. Er präsentierte traditionell japanische Fotokünstler (meine Favoriten an seinem Stand: Noriko Yabu und Shu Hamaura). Unter dem Schlagwort „start to collect“ boten Galerien jeweils eine Arbeit aus ihrem Programm für maximal 1000,-€ an. Insgesamt waren so 100 verschiedene Arbeiten sozusagen zum „Schnäppchenpreis zu erwerben. Ein interessanter Ansatz, der Kunstfotografie neue Sammler zu gewinnen.
Freitag Nachmittag und Samstag waren dann der ParisPhoto gewidmet.
Immer wieder schön, Originale von hochgeschätzten Künstlern aus nächster Nähe zu sehen – seien es „Fensterbilder“ von Josef Sudek, Stills von Horst P. Horst oder fantastische, großformatige Palladiumprints von Hiroshi Sugimoto. Die Münchner Galerie Nusser & Baumgart präsentierte eine eindrucksvolle Solo-Show von Peter Schlör, die ruhigen Stadtansichten von Christopher Thomas waren bei Bernheimer und Steven Kasher (NY) zu sehen. Unser Freund Francesco Bosso war bei Photo&Contemporary vertreten. Hier gab es noch eine Reihe anderer italienischer Fotografen zu geniessen: u.a. Gabriele Basilico und Luigi Ghirri.